Für meinen Einstieg in das Amazon FBA Business war der Amazon FBA Calculator eines der wichtigsten und hilfreichsten Tools. Ehrlich gesagt, gibt es nicht DEN Amazon FBA Calculator, sondern verschiedene Varianten, die sich alle ähneln. In diesem Artikel möchten wir dir aufzeigen, welche Kostenpunkte für eine FBA Kalkulation notwendig sind, um einen möglichst genauen Überblick der Kosten zu bekommen. Wir tun dies wieder an Hand eines Beispiels, nämlich der Einfuhr von 1000 Stück Bohrmaschinen aus Peking bis ins Amazon Lager in Leipzig.

Orientieren kannst du dich zum Beispiel am Amazon FBA Einnahmenrechner oder dem Tool Marketplace Analytics. 

A. Einfuhrkosten: Rechnungspreis, Umrechnungskosten, Zoll und EUST

1. Der Rechnungspreis: Basiswert für den Amazon FBA Calculator

• Listenpreis

Anfangen sollte Deine Kalkulation mit dem Rechnungspreis deines Lieferanten.

Beispiel: Der Listenpreis der Ware beträgt 10.000 Dollar (1000 Einheiten á 10 Dollar).

• Rabatt, Bonus, Skonto

Manchmal gewährt der Lieferant dir einen Preisnachlass. Zum Beispiel Form einer Gutschrift im Zusammenhang mit einer vorherigen Lieferung, eines Boni wegen mehrmaliger Bestellung (bestimmte Umsatzgrenze erreicht) oder eines Skontos, wenn du die Rechnung zeitnah begleichst.

Beispiel: Du bestellst bereits zum zehnten Mal beim Lieferanten, stets im Wert von 10.000 Dollar. Das macht dann einen Umsatz beim Lieferanten von 100.000 Dollar und somit gewährt dir der Lieferant nun einen Bonus von 4% auf die jetzige Lieferung. Zusätzlich räumt er dir ein Skonto in Höhe von 2% auf den Listenpreis ein, sofern du die Ware binnen 14 Tage bezahlst.

Somit reduziert sich der Rechnungspreis wie folgt: 10.000 Dollar minus insgesamt 6% = 9400 Dollar. 

Der Rechnungspreis entspricht in unserem Beispiel also nicht dem Listenpreis i.H.v. 10.000 Dollar, sondern dem reduzierten Betrag i.H.v. von 9408 Dollar.

• Frachtkosten in Verbindung mit der Lieferbedingung

Du machst mit dem Händler die Lieferbedingung „EXW Peking“. EXW bedeutet „Ab Werk in Peking“, was Du hier nachlesen kannst. Das bedeutet, dass Du mit dem Begleichen des Rechnungspreises gleichzeitig noch keine Kosten für den Transport bis zur EU Grenze und dann ins Amazon Lager bezahlst. Außerdem kommen noch die Kosten für die Verzollung und Einfuhr hinzu.

Beispiel: Geliefert wird die Ware mit dem Schiff von Peking an den Hamburger Hafen und dann per LKW bis Leipzig ins dortige Amazon Lager. Die Frachtkosten bis Leipzig betragen fiktiv 1000€ (500€ Verschiffungskosten bis Hamburg und 500€ für den LKW Transport).

2. Umrechnungskosten

Da für den Amazon FBA Calculator – wie für Deine Bilanz auch – der Eurowert entscheidend ist, rechnen wir entsprechend um.

Beispiel: Der aktuelle Dollarkurs liegt bei 1,0452 USD (Stand 26.12.2016). Aus 9400 Dollar werden somit 8991,78€.

3. Der Zoll = Zollwert mal Zollsatz

Um den Zoll zu berechnen, benötigt man einen Zollwert als Grundlage. Der Zollwert bestimmt sich in der Regel, und so auch im Amazon FBA Calculator, durch den Rechnungspreis (hier 8991,78€) zzgl. Frachtkosten bis zum Ort des Verbringens (zolltechnische Beschreibung), der den Ort an der EU Grenze darstellt.

Exkurs: An dieser Stelle gehören nur die Frachtkosten bis zur EU Grenze hinzugefügt, wobei ein Amazon FBA Calculator wie beispielsweise Marketplace Analytics lediglich von „Frachtkosten“ spricht und man hier geneigt ist, die vollen Transportkosten bis Leipzig (1000€) zu addieren. Gegebenenfalls legst Du somit aber für die Berechnung des Zolls einen unnötig hohen Zollwert zu Grunde, nämlich inklusive inneneuropäischer Versandkosten, und zahlst dementsprechend auch „zu viel“ Zoll.

In der Regel sind die Frachtkosten natürlich nicht auf den Grenzübergang in die EU bzw. das Zollgebiet abgestellt. Also musst du ggf. eigens rechnen. Die Bestimmungen dazu kannst du auf der Internetseite des Zolls hier nachlesen. Generell ist jedenfalls möglich, die Versandkosten aufzuteilen, auch wenn du oder dein Dienstleister dies schätzen müssen. Am besten ist natürlich, wenn du einen Nachweis hast.

Für den Luftverkehr gibt es eine spezielle Vorschrift für eine prozentuale Aufteilung der Frachtkosten. Im Seeverkehr gibt es dies (leider) nicht. Hier gilt es zu schätzen. Du kannst deinen Lieferanten um eine Aufteilung der Kosten bitten.

Beispiel: Der Rechnungspreis beträgt 8991,78€ exklusive der Transportkosten zur EU Grenze. Der Zollsatz betrage fiktiv 4 %. Wir müssen noch die Frachtkosten bis zur EU Grenze addieren. Als Nachweis für den Seeverkehr dient uns der Airwaybill und außerdem haben wir für den Transport von Hamburg bis Leipzig eine Rechnung des LKW Transporteurs.

Rechnung: 8991,78€ + 500€ (Schiff bis EU Grenze Hamburg/ Ort des Verbringens) = 9491,78€ Zollwert. Dies mal 4% macht eine Zollbelastung von 379,67€.

4. Die Einfuhrumsatzsteuer (EUST) = Zollwert plus Zoll

Bei Punkt 3 haben wir dir erklärt, wie du den Zoll berechnest und die EUST knüpft hier nahtlos an. Bei der Einfuhr aus einem Drittland, wird die EUST fällig, sinngemäß und analog zum Zoll. Die EUST fällt an für alle Kosten bis zur EU Grenze inklusive Zoll und zuzüglich inneneuropäischer Frachtkosten sowie gegebenenfalls Verbrauchsteuer (bei Spirituosen zum Beispiel).

Man multipliziert also den Zollwert, addiert um Zollbetrag und Frachtkosten innerhalb der EU, mit dem aktuellen Mehrwertsteuersatz, der dem EUST-Satz entspricht. Momentan 19 % (Stand 2016).

Beispiel: 9491,78€ + 379,67€ = 9871,45€

9871,45€ + 500€ (LKW Hamburg – Leipzig) = 10371,45€

10.371,45€ x 19% = 1970,58€ EUST-Betrag

Zwischensumme: Bis ins Amazon Lager sind also 12.342,03 € Einfuhrkosten angefallen.

B. FBA Kosten

1. Lagerkosten

Die Lagergebühr berechnet ein guter Amazon FBA Calculator auf monatlicher Basis und abhängig vom durchschnittlichen Volumen (in Kubikmetern) für alle Einheiten, die in einem Amazon-Versandzentrum lagern. Das entspricht den Bestimmungen von Amazon. Einzelheiten kannst Du hier direkt bei Amazon nachlesen.

Mit Worten beschreiben lässt sich das tatsächlich eher schwer. Am besten Du wiegst und misst einmal Deine für den Verkauf verpackte Ware in Höhe, Länge und Breite aus und überlegst dir ebenso, in wie vielen Monaten du deine Einheiten verkauft haben wirst (Lagerdauer). Diese Werte gibst du dann in den Amazon FBA Calculator ein und erhältst deine monatliche, durchschnittliche Lagergebühr. Die Kosten pro Kubikmeter sind von Januar bis September günstiger als von Oktober bis Dezember (12,50€ beziehungsweise 18.00 €).

Achtung, Exkurs: Bleibe stets auf dem aktuellen Stand, denn es kann sein, dass Amazon seine Bestimmungen ändert und der Amazon FBA Calculator dies noch nicht berücksichtigt. So gab es im Juli zum Beispiel eine Änderung der Bestimmungen, die Mehrkosten von 25 Cent pro Artikel bedeutet (beim Kauf über amazon.de), sofern du nicht zustimmst, dass Amazon Lager in Polen und Tschechien nutzt und deine Ware gegebenenfalls von dort aus verschickt.

Beispiel: Für 1000 Hammer mit den Abmessungen 20x10x5 cm (0,001 Kubikmeter) und einem Gewicht von 500 Gramm (inklusive Verpackung) wären es bei einer geschätzten Verkaufsdauer von 5 Monaten (200 Stück monatlich verkauft) 6,50€ pro Monat, also 32,50€ Lagerkosten für die 5 Monate (Januar bis September).

2. Verkaufsprovision

• Verkaufsgebühr

Für das Verkaufen auf Amazon verlangt Amazon eine Verkaufsgebühr. Entweder in Form einer einmaligen Mindestverkaufsgebühr (50 oder 150 Cent) oder – in der Regel – einer prozentualen Gebühr auf den Verkaufspreis (7 bis 45%, je nach Warenkategorie).

• Verkaufstarif professionell

Außerdem fallen 39 Euro für eine Mitgliedschaft als professioneller Verkäufer bei Amazon an (39 Euro monatlich). Das ist der so genannte Verkaufstarif professionell.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es auch noch den Verkaufstarif für Einzelanbieter gibt, der für den Amazon FBA Calculator aber irrelevant ist.

Ich sehe diese Entgelte als ein Entgelt für den Service, also den Versand durch Amazon und dafür, dass Du auf den riesigen Kundenkreis von Amazon zugreifen kannst. Und genau nachlesen kannst Du auch das in den Amazon Richtlinien an dieser Stelle. Bitte berücksichtige, dass die 39 Euro kaum auf einzelne Produkte umgelegt werden können und hnsichtlich Amazon FBA Calculator außer Betracht bleiben.

Beispiel: Unser Hammer gehört zur Kategorie Baumarkt. Folglich wird eine Gebühr von 12% erhoben. Sagen wir, wir verkaufen 1000 Einheiten für je 16 Euro. Das ergibt einen Umsatz von 16.000€ und somit eine Verkaufsgebühr von 1920€. 

3. FBA Versandkosten

Der Amazon FBA Calculator macht es Dir leicht, die Versandkosten zu bestimmen. Sie richten sich wie die Lagerkosten nach Gewicht und Abmessung einer Einheit mit Verpackung.

Unterschieden wird zwischen Standardgröße und Übergröße. Die Standardgröße darf bis zu 12 kg wiegen und folgende Abmaße nicht überschreiten: Länge bis 45 cm, Breite bis 34 cm, Höhe bis 26 cm. Eine Einheit, die mindestens eines dieser Maße überschreitet, gilt als Übergröße.

Ab 30 kg ist dann „Feierabend“: Artikel, die mehr als 30 kg wiegen, sind nicht für FBA zugelassen. Die Verpackung, die Amazon verwendet, wird übrigens addiert und einbezogen (nochmals 20 bis 240g).

Nachlesen kannst Du die offiziellen Amazon Versandbestimmungen hier. Dort findest Du auch, dass es Ausnahmen für Medienprodukte und Übergrößen gibt. Der Versand für Medienprodukte ist günstiger, Übergrößen natürlich teurer. Zu den Medienprodukten gehören Bücher, Musik, Videospiele, DVDs und Software und eine Übergröße beginnt siehe oben ab 12,1 kg oder beispielsweise 45,1 cm Länge.

Beispiel: Unser Hammer wiegt siehe oben inklusive Verpackung 500 Gramm und hat die Abmaße 20x10x5 cm (Länge x Breite x Höhe). Laut der Tabelle bei den Versandbestimmungen fällt hier eine FBA Versandgebühr von 2,14€ pro Stück an (Großer Briefumschlag, 40 g, für Waren bis 33 x 23 x 5 cm und 1.000 g). Macht insgesamt 1.070€ Versandkosten.

So, wir haben nun alle wesentlichen Kosten aufgezeigt, die auch ein guter Amazon FBA Calculator berücksichtigen sollte. Damit hast du eine gute Basis für deine Kalkulation, insbesondere welchen Verkaufspreis du ansetzen musst, um in die Gewinnzone zu gelangen. Am besten du baust dir selbst eine Pauschale für Kosten wie zum Beispiel Marketing (PPC, gute Fotos etc.). oder erhöhte Lagerkosten von Oktober bis Dezember ein.

Endrechnung in unserem Beispiel: